Zahlreiche Videodokumente aus den vergangenen 70 Jahren geben Einblicke in die jüngste Geschichte Völklingens. Zwei besondere Zeitdokumente möchten wir Ihnen vorstellen:
Zeitreise: „Sellemols“ geht auf Streifzug durch Völklingen, wie es früher war – aber keine Bange, Völklingen ist bei weitem nicht nur die Stadt der Hütte und der qualmenden Schlote. Natürlich beherrschte das weltberühmte Stahlwerk lange das Bild und prägte das Image der Arbeiterstadt.
1986 hatte die Völklinger Hütte ihren letzten Schnaufer getan, jetzt rostete sie vor sich hin. Die Pläne für den Abriss und die Dekontamination des Hüttenareals standen kurz vor der Umsetzung. Dann kam die UNESCO Weltkulturerbe-Kommission und erklärte die alte Hütte zum Erbe der Menschheit, wie die Pyramiden von Gizeh, den Louvre und die chinesische Mauer.
Sommerliche Temperaturen, Live-Musik und kühle Drinks – die Stimmung war von Freitag- bis Sonntagabend ausgelassen, die Besucherinnen und Besucher zeigten sich bestens unterhalten und die Künstlerinnen und Künstler boten Höchstleistungen auf den beiden Bühnen. Das Bürgerfest, das zwischen dem 10. und 12. Juni in der Fußgängerzone rund um die Kirche St. Eligius stattfand, war ein würdiger Höhepunkt des 1.200-jährigen Stadtjubiläums Völklingens.
Charismatisch, ehrgeizig, machtbewusst – der Dokumentarfilm erzählt die Geschichte des Stahlunternehmers Hermann Röchling. Er gehörte zur Spitze der NS-Elite und wurde 1948 in Rastatt von den Franzosen vor Gericht gestellt. Der 1872 geborene Spross einer saarländischen Industriellenfamilie war ein technischer Visionär. Sein Leben lang gelang es ihm, in politische Prozesse so einzugreifen, dass sie seinem Unternehmen nützten. In beiden Weltkriegen setzte er voll auf Rüstungsproduktion und scheute weder die Plünderung französischer Industrieanlagen noch den massiven Einsatz von Zwangsarbeitern.
Bereits zu Zeiten der Kelten und Römer bildete das Saartal bei der Rossel- und der Köllerbachmündung einen Knotenpunkt für Verkehrs- und Wirtschaftsströme. Erstmals urkundlich erwähnt wurde Völklingen im Jahr 822 unter dem Namen „Fulcolingas“. Im frühen Mittelalter (5. bis 9. Jahrhundert) wurde der Marktfleck zu einem Zentrum für die umliegenden Gehöfte. Auch der Bau der Völklinger Martinskirche bezeugt eine gewisse zentrale Funktion des Dorfes im Frühmittelalter.
Über die folgenden Jahrhunderte blieb der Ort ein bäuerlicher Marktflecken mit Handwerks- und Fischereigewerbe. Im Jahr 1542 lebten in Völklingen 43 Familien. Der Völklinger Hof gehörte zur Grafschaft Saarbrücken. Zu den Völklinger Hofgütern gehörten auch Geislautern, Fürstenhausen, Wehrden und Knausholz. Im 16. und 17. Jahrhundert setzte nach Kohle- und Eisenfunden eine frühe Industrialisierung ein: In Geislautern entstand die älteste Eisenschmelze des Landes und 1621 begann die Kohlegewinnung auf Geislauterner Bann. Im heutigen Ludweiler siedelten sich im Jahr 1604 Hugenotten an, die hier 1616 eine erste Glashütte errichteten.
Verheerende Auswirkungen hatte der Dreißigjährige Krieg: Die Grafschaft Saarbrücken wurde wie die übrigen Landstriche verwüstet und entvölkert. Seuchen, Brandschatzungen und Plünderungen von Truppen sorgten dafür, dass 1635 nur noch acht Untertanen am Völklinger Hof lebten.
Im 18. Jahrhundert bemühten sich die Saarbrücker Grafen verstärkt um eine Förderung der Wirtschaft. Anfang des 18. Jahrhunderts entstand Lauterbach als Glasmachersiedlung, um 1730 nahm in Geislautern ein neues Eisenwerk den Betrieb auf. Ebenso weist der Betrieb einer Postkutsche, die ab 1742 zwei Mal wöchentlich von Saarbrücken über Völklingen nach Saarlouis fuhr, auf eine allmähliche Einbindung in einen größeren Wirtschaftsraum hin.
Auch für den Raum Völklingen stellte die Französische Revolution einen Umbruch dar: 1793 bezogen französische Revolutionstruppen in Völklingen Quartier. Im selben Jahr floh Fürst Ludwig von Saarbrücken. Das bedeutete das Ende der Grafschaft Saarbrücken. 1801 wurden alle linksrheinischen Gebiete offiziell an Frankreich abgetreten. Das Gebiet des alten Völklinger Hofs wurde zur Mairie Völklingen. Das französische staatsbürgerliche Recht brachte der Region die Freiheit des Eigentums, Gewerbefreiheit, Bauernbefreiung und ein fortschrittliches Rechts- und Verwaltungswesen. Besonders Geislautern profitierte von der Förderung von Technik und Forschung: Das Geislauterner Hüttenwerk erlebte in der napoleonischen Zeit eine Blütezeit. Napoleon ließ hier eine Berg- und Hüttenschule einrichten, die für Hüttenwesen und Bergbau neue Betriebsmethoden entwickelte. Fast wäre Geislautern auch zur Wiege der Eisenbahn in Deutschland geworden. Im Jahr 1819 fanden hier Versuche zum Einsatz eines Dampfwagens statt, die jedoch nicht erfolgreich waren.
Nach Napoleons Niederlage bei Waterloo fiel Völklingen 1815 an Preußen. Das Dorf Völklingen wurde Sitz der Bürgermeisterei Völklingen, zu der auch Fürstenhausen, Geislautern und Wehrden gehörten. Die Orte der Bürgermeisterei Völklingen blieben bis weit ins 19. Jahrhundert bäuerlich geprägte Gewerbedörfer. Noch Mitte der 1840er Jahre lebten im heutigen Stadtgebiet nur 5.000 Einwohner.
Im Laufe des 19. Jahrhunderts nahm die Industrialisierung an Fahrt auf. Glashütten entstanden in Fenne und Luisenthal. Im Bereich Luisenthal wurden Grubenschächte zur Kohleförderung abgeteuft. Am bedeutendsten war wohl die Gründung der „Völklinger Eisenhütte“ im Jahr 1873. Mitte der 1870er beschäftigte sie über 300 Arbeiter, der Betrieb wurde jedoch bereits 1879 liquidiert und stillgelegt. 1881 erwarb Carl Röchling das Werk, nachdem er sich bereits in Frankreich, den „Reichslanden Elsass-Lothringen“ sowie im Rheinland in der Eisen- und Stahlbranche engagiert hatte. In den folgenden Jahren und Jahrzehnten wurde das Werk wesentlich vergrößert und es entwickelte sich zu einem zentralen Standbein des wirtschaftlichen Engagements der Röchling-Dynastie und zu einem bedeutenden Werk im Deutschen Reich. 1912 waren auf der Hütte bereits über 5.000 Arbeiter beschäftigt. Der entstehende Arbeitskräftebedarf wurde durch den Zuzug von Arbeitern unter anderem aus Lothringen und Westfalen gedeckt.
Erst mit diesem Industrialisierungsschub begann sich Völklingen zu einem stadtähnlichen Ballungsraum zu entwickeln. 1880 lebten im heutigen Stadtgebiet knapp 10.000 Einwohner, im Jahr 1910 waren es bereits fast 34.000. Es entstanden neue Wohnviertel und Arbeitersiedlungen, deren Bau auch von der der Hütte bzw. der hüttennahen Baugenossenschaft 1904 gefördert wurde. Handel und Gewerbe florierten dank der steigenden Kaufkraft und Völklingen gewann weiter an Zentralität für das Umland: Seit 1848 verfügte der Ort über ein Postamt, seit 1868 über einen Amtsgerichtssitz, 1860 wurde Völklingen Bahnstation an der neuen Eisenbahnstrecke Saarbrücken-Trier. Zahlreiche neue öffentliche Einrichtungen wurden gebaut. 1876 wurde ein neues Gemeindehaus fertiggestellt, das 1905 bis 1907 zum heutigen Alten Rathaus erweitert wurde. 1909 wurde die elektrische Straßenbahn von Völklingen nach Ludweiler eröffnet. Dazu kam unter anderem der Bau neuer Schulen, Kirchen sowie „sozialer Einrichtungen“ der Hütte wie etwa des Hüttenkrankenhauses. In dieser Zeit – besonders seit den 1870er Jahren – entstand außerdem in allen gesellschaftlichen Bereichen ein vielfältiges Vereinsleben.
Nach Erstem Weltkrieg kam Völklingen mit dem Saargebiet unter Völkerbundsmandat. Am 13. Januar 1935 stimmte die Mehrheit im Saargebiet und in Völklingen für einen Anschluss an das „Dritte Reich“. Das Wachstum Völklingens schwächte sich in der Zwischenkriegszeit ab. 1928 wurde die neue evangelische „Versöhnungskirche“ eingeweiht, die als Ersatz für die 1922 bei einem Brand zerstörte Martinskirche im Alten Brühl erbaut worden war.
1936 erhielt Völklingen ein Gemeindewappen. Am 1. April 1937 wurden Fürstenhausen, Geislautern und Wehrden in die Gemeinde Völklingen eingegliedert und Völklingen zur Stadt erhoben. Im selben Jahr wurde mit dem Bau der Stammarbeitersiedlung „Bouser Höhe“ begonnen.
Auch in Völklingen etablierte sich in den 1930er Jahren die nationalsozialistische Ideologie und floh die jüdische Bevölkerung bzw. wurde Opfer der Hitler-Diktatur. Die Hütte verzeichnete dank Rüstungsaufträgen eine Hochkonjunktur. Im Zweiten Weltkrieg entstand in der Stadt ein Netz aus Lagern, in denen tausende von Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter untergebracht waren, die insbesondere bei den Röchling-Werken arbeiteten. Zweimal während des Krieges – 1939 und 1944 – wurde die Stadt evakuiert. Trotz vielfacher Kriegsschäden war Völklingen allerdings weniger zerstört als andere saarländische Orte.
In den 1950er und 60er Jahren boomte die Völklinger Hütte. Im Laufe der 60er erreichte sie ihre höchsten Beschäftigtenzahlen mit einer Belegschaftsgröße von über 17.000 Personen. 1962 kam es durch eine Schlagwetterexplosion in der Grube Luisenthal zu einem der schwersten Grubenunglücke der deutschen Geschichte, bei dem 299 Menschen starben. Nachdem in einem Referendum am 23. Oktober 1955 zwei Drittel der Saarländer das Saar-Statut abgelehnt hatten, erfolgte 1957 der Beitritt des bis dahin teilautonomen Saarlandes zur Bundesrepublik Deutschland.
Mit dem Nachkriegs-Boom der Hütte expandierte die Stadt Völklingen: Neue Siedlungsgebiete entstanden, zum Beispiel auf dem Wehrdener Berg, die öffentliche Infrastruktur wurde modernisiert, es entstanden das Neue Rathaus und das Stadtbad sowie zahlreiche neue Kirchen, Schulen und Straßen. In den 1960er und 70er Jahren führte die Stadtkernsanierung zu einem wesentlichen Umbau der Stadtmitte. 1965 wurde Völklingen der Status einer Mittelstadt verliehen und zum 1. Januar 1974 wurden Ludweiler und Lauterbach im Zuge der Saarländischen Gebiets- und Verwaltungsreform eingemeindet.
Bereits Ende der 60er zeigten sich erste strukturelle Probleme der Stahlindustrie und die ab 1975 einsetzende Stahlkrise und der damit verbundene Wegfall vieler Arbeitsplätze führte zu einer Strukturkrise der Stadt. 1978 zogen sich die Röchlings aus dem Völklinger Stahlgeschäft zurück. 1980 wurde ein neues Blasstahlwerk in Betrieb genommen, wodurch Völklingen Stahlstandort blieb. Mit der Verlagerung der Roheisenphase nach Dillingen wurde die alte Völklinger Hütte 1986 stillgelegt. Um die Jahre 1989/90 begannen Planungen zur Revitalisierung des Hüttenareals. 1994 wurde der Hütte der Status als UNESCO-Weltkulturerbe verliehen. Sie entwickelte sich zu einem der wichtigsten touristischen Magnete im Saarland.