Die Wiege der Stadt

Die Wiege der Stadt

10Jun16:00Die Wiege der StadtVortrag, Führung und Ausstellung

Details

Der Standort der ehemaligen Martinskirche im Alten Brühl
gilt als die historische „Wiege“ der Stadt. Im Rahmen der
Führung wird dem Besucher sowohl ein Einblick in die Historie,
die frühere Ausgrabungsstätte als auch ein Ausblick
über die weitere Entwicklung dieses geschichtsträchtigen
Bereichs gegeben.

Der Standort der ehemaligen Martinskirche im Alten Brühl gilt als die historische „Wiege“ der Stadt Völklingen. Seit 2001 fanden im Alten Brühl 8 Grabungskampagnen statt, die den Bereich der Kirchenruine und des dazugehörigen Kirchhofs erforschten. Im Verlauf der Untersuchungen wurden erstmals die erhaltenen Grundrissmauern der Kirche vollständig freigelegt. Von Vorteil war hierbei, dass weder der Bereich der Kirche noch der Kirchhof überbaut worden waren, sodass eine ungestörte Grundrisssubstanz bei den Grabungen vorgefunden werden konnte. Anlass für diese umfangreichen Grabungsarbeiten war damals der Plan, an dem Standort der alten Kirche einen Einkaufsmarkt zu errichten. Weil der Bau des Einkaufszentrums ein bedeutsames Zeugnis der Völklinger Stadtgeschichte zu zerstören drohte, wurden die Bauplanungen schließlich eingestellt. Nachdem die Bedeutung des Bodendenkmals erkannt war, konnte die umgehend eingeleitete Rettungsgrabung in ein umfangreiches und längerfristiges Forschungsprojekt überführt werden. Im Rahmen der Grabungen konnte die Baugeschichte der Martinskirche weitgehend geklärt werden. Der bis vor wenigen Jahrzehnten noch sichtbare Bau aus der Barockzeit war im 19. Jahrhundert mehrmals umgebaut und erweitert worden, bevor das Kirchenbauwerk 1922 einem Brand zum Opfer fiel. Die verbliebenen Ruinen wurden schließlich 1937 endgültig beseitigt. Die Grabungen belegen mehrere Vorgängerbauten der Martinskirche, die bis in das Früh- und Hochmittelalter zurückdatiert werden konnten. Nach dem heutigen Forschungsstand lässt sich der Kirchenbau erstmals gegen Ende des 9. Jahrhunderts n. Chr. archäologisch fassen. Das bislang älteste Datum lieferte die Untersuchung eines Kinderskelettes, dessen Sterbedatum auf ca. 895 n. Chr. festgelegt wurde. Der früheste, archäologisch feststellbare Kirchenbau bestand aus einem rechteckigen Langhaus. Bereits diese erste Kirche war ein Steinbau mit massiv ausgeführten Mauern aus rotem und grauen Sandstein. Auf dem der Kirche angegliederten Kirchhof haben die damaligen Bewohner Völklingens ihre Toten bestattet. Zahlreiche Gräber konnten freigelegt und untersucht werden und gaben Aufschluss über die Lebensweise und Sozialstruktur der damaligen Anwohner. Von besonderem Interesse ist eine Gruppe von Gräbern, in denen schwangere oder im Kindbett verstorbene Frauen ihre letzte Ruhestätte fanden. Diese Gräber stammen aus dem Spätmittelalter und fallen durch ihre Grabbeigaben wie Tongefäße und eine Eisenschere auf. Nachdem die wissenschaftlichen Untersuchungen zu einem sinnvollen Abschluss gebracht werden konnten, erfolgte am Ende der Grabungskampagne in 2008 die Wiederverfüllung der offenliegenden Flächen nach den Richtlinien des Landesdenkmalamtes. Die Verfüllung wurde so angelegt, dass sie einerseits die Befunde dauerhaft schützt, sie aber andererseits bei Bedarf jederzeit ganz oder teilweise wieder entfernt werden kann.

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Zeit

(Freitag) 16:00

Veranstaltungsort

Ausgrabungsstätte „St. Martinskirche“, Im Alten Brühl/Innenstadt

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